Entscheidend ist, was hinten ´rauskommt
Der immer schärfer überwachte Leinenzwang in der nahen Großstadt treibt regelmäßig eine fröhliche Hundespielgesellschaft in unser friedliches Flusstal – mit zwei angenehmen Nebeneffekten: Toni hat stets eine ausreichende Anzahl passender Sparringspartner zur Verfügung, und ich bekomme wertvolle Lektionen in Fragen der Hundeverdauung.
Es ist nämlich so, dass sich der hingebungsvolle Hundemensch mit anderen hingebungsvollen Hundemenschen über Themen austauscht, die sich unter anderen Umständen außerhalb aller Geschmacksgrenzen bewegen, selbst in unserer immer tabuloser werdenden Gesellschaft.
Da werden - mit anschaulichen Schilderungen bis ins letzte magenhebende Detail - Problemfälle angeschnitten, die wahrscheinlich sogar auf einem Kongress für Gastroenterologen aus guten Gründen vermieden würden.
Wieder einmal brach also die fröhliche Hunderunde aus der Großstadt bei uns ein, und kaum hatte ein Dackelwelpe das verlockende Grün entdeckt, entleerte er sich auch schon. Allerdings nicht zur Zufriedenheit seiner Chefin.
„Ach herrje“, stöhnte sie, „schaut euch das nur mal an!“ Interessiert kamen alle zusammen und schauten das an: da lag etwas im Gras, das die wässerige Konsistenz eines zu klein geratenen Kuhfladens hatte und einen Geruch verströmte, der unter die biologischen Kriegswaffen fiel.
„Haben Sie das Futter umgestellt?“, wollte der fachkundige Halter eines Schäferhundes wissen, der sich mit angewidert hochgezogenen Lefzen von dem Etwas im Gras abwandte.
„Da kam doch neulich im Fernsehen die Werbung für dieses neue Nassfutter“, sagte die Dackelchefin. „Ah das“, antwortete der Schäferhundmann wissend, „das hat meiner auch nicht vertragen. Wahrscheinlich zuviel Rohasche…“
„Ist ja schon unglaublich, was die alles ins Hundefutter tun!“, mischte sich eine Dame ein, deren Winzmischling gerade eben den Rücken krümmte und ein schneckenartig geformtes Gebilde absonderte. „Das sieht schon besser aus“, musterte der Schäferhundmann mit Kennermiene den Haufen, während der Winzmischling stolz mit den Hinterläufen scharrte.
„Wir kochen ja immer selber“, sagte die Dame. „Reis, Huhn, weiche Karotten… wir hatten ja früher sooooo schlimme Probleme mit dem Fertigfutter.“
„War´s bei Ihnen auch immer so dünn?“, fragte die Dame mit dem Dackel.
„Ich kann Ihnen sagen! Nichts hat sie vertragen. Keine Dosen. Nix Trockenes. Nicht mal die teure Darmkur hat geholfen.“
„Also, wir haben da ja überhaupt keine Probleme mehr“, warf der Schäferhundmann ein. „Rohes Fleisch, das ist das Einzige, was er jetzt kriegt. Und Trockenpansen, wegen der Enzyme.“ Stolz ging der Schäferhund im Brennesselbiotop in Stellung und entleerte sich mit einem fröhlichen Pupsen.
„Ach, das ist nun aber auch wieder nicht so prickelnd“, sagte die Dame mit dem Winzmischling. „Hat er das immer?“
„War wohl die Sahne, gestern. Die Kinder… Sie wissen ja, wie Kinder so sind. Sprühen ihm aus dem Sahnespender immer die Schnauze voll.“
Toni hatte sich währenddessen eine kleine Rempelrunde mit dem fröhlich pupsenden Schäferhund geliefert – da überkam es auch ihn. Ein Wildblumenstock brach unter einem gigantischen Haufen zusammen. Mit einem wohligen Grunzen bedeutete Toni seinem pupsenden Sparringspartner, das Ergebnis einer wohlwollenden Prüfung zu unterziehen. Der Schäferhund war beeindruckt, dessen Chef auch: „Da könnte man ja glatt neidisch werden“, sagte der Schäferhundmann anerkennend.
„Fest wie Knetmasse“, lobte die Dackeldame, „das fasst sich mit der Kottüte bestimmt traumhaft an.“
„Toll“, fand auch die Dame mit dem Winzmischling, „da darf ich gar nicht an das breiige Zeugs denken, das meiner manchmal… haptisch eine Katastrophe!“
„Was frisst Ihrer denn so?“, wollte der Schäferhundchef wissen.
„Nur bestes Futter“, sagte ich. „Gelegentlich auch mal eine Fernbedienung, aber am liebsten Hausschuhe mit Korksohle…“
„Ach, Korksohle“, sagte die Dame mit dem Winzmischling.
„Ballaststoffe sind ja ganz wichtig“, warf die Dackeldame ein und untersuchte Tonis Prachthaufen mit einem Stock.
„Oh“, sagte sie überrascht, „ein Socken.“
„Baumwolle und zehn Prozent Elastan“, sagte ich, „sollten Sie auch mal probieren.“
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